Retro Games – Früher war alles besser

Dass früher alles besser war, das weiß jeder, der als Kind schon mal begeistert beim Nintendo World Cup vor einem Schwarz-Weiß-Fernseher gesessen hat. (Fun-Fact nebenbei: Das Spiel heißt im japanischen „heißblütiger Oberschul-Dodgeball-Klub: Fußball-Kapitel“ und man konnte nur die japanische Mannschaft spielen.) Das waren damals noch Zeiten, als man tagelang vor einem besch*****en Rätsel gesessen hat, weil man nicht besonders klug war oder das Spiel nur auf Englisch, Polnisch oder Türkisch hatte und vor allem, weil es kein Internet gab, in dem dem alles einfach nachschauen konnte. Damals zählte schon die Playstation 1 zu „atemberaubender Grafik“ und man kam sich vor wie in der Matrix.

Ging es dann nur noch Bergab?

Vielleicht ist das ja nur der Rückblick eines Menschen, der glaubt seine Jugend an ein gefühlloses Gerät ohne Seele verschwendet zu haben, aber wenigstens bin ich damit nicht alleine. Im Internet reihen sich die Rankings von großen Games, deren Nachfolger immer schlimmer geworden sind und massenweise posten enttäuschte Gamer Bekennerbriefe, in denen sie sich öffentlich von ihrem geliebten Studio trennen. Vielleicht ist es einfach zutreffend, dass die Spieleindustrie ein Millionengeschäft geworden ist, das sich die Konsumentengruppe „kleiner, blasser Junge“ einfach nicht mehr leisten kann. Dann ist sie endlich zu der innovativen Leitindustrie geworden, zu der sie Politiker auf Konferenzen immer erzogen haben. Leute mit Anzügen, die noch nie einen Controller in der Hand gehabt haben, geschweige denn mit der AWP auf A-lang ne Runde mega hart gebasht.

Und was macht man da heute?

Ich nutze die neue Technologie, um damit alte Spiele zu zocken. Am liebsten schließe ich meinen Laptop per DisplayPort an meinen LCD-Fernseher an und starte einen Emulator. Dann zocke ich mit einem bequemen Controller alte Titel wie Terranigma, Donkey Kong oder Tony Hawk’s Pro Skater 2. Natürlich ist man kein Kind mehr und spielt die Spiele heute völlig anders. Es gibt ja auch das Internet und es ist nicht leicht sich davon abzuhalten nebenher die Komplettlösung zu lesen oder in einem Let’s Play zu schauen, wie man weiterkommt. Retro-Gaming ist ein Trend und eine Antwort auf das Versagen der großen Studios. Das haben vor allem Independent-Entwickler begriffen und langsam begreifen es (leider) auch die großen Produzenten.

Im Überangebot überleben

Es ist schwer, sich als ein kleines Studio auf dem Markt zu behaupten. Über Crowdfunding und Humble Bundles schaffen es manche Entwickler genug Aufmerksamkeit auf ihr Projekt zu ziehen und Kopien auf den Markt zu bringen. Nicht die ganze Gamingindustrie stürzt also hoffnungslos den Bach hinunter. Vielleicht schafft es der ein oder andere Publisher ja sogar, den Glanz und die Glorie von „früher“ wieder aufleben zu lassen. An der schieren Anzahl der Neuerscheinungen kann die qualitative Flaute jedenfalls nicht liegen. Eher im Gegenteil: Durch die ganze Überschwemmung des Marktes scheinen sich die Titel durch irgendwelche Besonderheiten voneinander abheben zu wollen und verdrehen sich dabei so kolossal, dass sie wieder auf dem Boden der Langeweile landen.